Von Berlin Hauptbahnhof aus, ging es mit dem ICE, einem begehrten Fahrradstellplatz und einer Sitzplatzkarte bis nach Hamburg zum Hauptbahnhof. Hier herrschte dann der Chaos, weil ein Kabelbrand an einem Freitagabend, fast alle Verbindungen mit einem Zug um Hamburg unmöglich machte. Halb vier in Berlin gestartet und trotz alledem, pünktlich um 19:30 Uhr in Lübeck-Travemünde Hafen angekommen. Travemünde ist ein Stadtteil der Hansestadt Lübeck und der größte Fährschiffshafen Europas. Ich bin mit der Lübeck - Fähre Priwall nach Priwall übergesetzt, weil die Personenfähre Travemünde leider keine Fahrräder mitnimmt. Zunächst führte der Ostseeküstenradweg am Hafen entlang, wobei man gegenüber eines der Wahrzeichen von Travemünde sehen konnte, das Maritime Strandhotel. Nun ging es über Potenitz, Harkensee und Groß Schwanensee an die Ostseeküste. Boltenhagen konnte ich nicht mehr
erreichen, da die Dunkelheit schon einbrach. Es gab aber unterwegs jede Menge Wanderrastplätze und an einem baute ich schnell mein Zelt auf. Die Nacht war mit 6 Grad doch noch recht frisch und nachdem ich im Morgengrauen von irgendwelchen raschelnden Tieren geweckt wurde packte ich zusammen und fuhr weiter Richtung Boltenhagen. Also mit flachen Land is aber nicht, denn es ging hoch und runter. Auch wird gerne und das passiert auf dem gesamten Radweg, der eigentliche wunderschöne Küstenradweg durch eine Umleitung durch das Innenland geführt. In Boltenhagen dann erst einmal beim Lila Bäcker angehalten und Frühstück gemacht für nicht wenig Geld. Also ein Kaffee kostet gerne 3 Euro und mehr. Unter 10 Euro bekommt man ein Frühstück beim Bäcker nicht mehr hin. Danach ging es dann zum Tarnewitzer Huk die ehemalige Erprobungsstelle Tarnewitz. Naturschutzgebiet und eine künstlich entstandene Halbinsel trennt
als Huk die Boltenhagener Bucht von der Wohlenberger Wiek. 1933 wurde Tarnewitz als Standort für die Errichtung einer Erprobungsstelle der (E-Stelle) ausgewählt. Die Bauarbeiten begannen dann 1935 und es wurden 5,5 Millionen Kubikmeter Ostseesand aufgeschüttet, um eine künstliche Halbinsel mit einem Flugplatz zu errichten. Vor Sturm und Hochwasser wurde es durch einen aus Betonplatten errichteten Deich geschützt. Unter größter Geheimhaltung erprobten und entwickelten hier die Nazis Flugzeugbewaffnung, wo etliche Angestellte ihr Leben gelassen haben. Nach dem Krieg hat die 6. Grenzbrigade Küste, see- und landseitig an der DDR Ostseeküste die Grenze gesichert. Heute wird Tarnewitz auf einen Drittel von Urlaubern genutzt, der Rest ist Naturschutzgebiet. Ich fuhr zur Baltischen Promenade mit dem Dorfhotel Boltenhagen welches hier 2008 dieses Naturschutzgebiet gestampft
wurde. Nun ging es den Ostseeküstenradweg weiter nach Wismar und hier verlor ich dann auf Grund der vielen Baustellen dann mal leicht die Orientierung. Vorbei an den MV Werften Wismar wo die Zukunft zurzeit nicht so rosig aussieht. Die Hansestadt Wismar hat insbesondere in bauhandwerklichem Sinne viele sehenswerte Schätze. Zu Zeiten der Hanse entstanden hier sehr viele Kaufmannshäuser im traditionellen Baustil. Nachdem ich mich durch die Stadt gewühlt hatte verfuhr ich mich auf dem Weg zur Insel Poel erneut. Ein Schild übersehen und Google Maps geglaubt. Oder war es doch schlecht ausgeschildert? Und schon bin ich nicht mehr über die Landstraße 12 gekommen um auf die Insel zu fahren. Aber kundige E-Sportler zeigten mir dann den richtigen Weg, Danke! Ich musste wieder zurück bis zum Kreisverkehr und dann gings. Hinzu auf der Insel Poel war schwer, da ich den Wind von vorne hatte. Mein Ziel war der Leuchtturm und dort trank ich erst mal
ein Radler. Der auf der Insel Poel gelegene Leuchtturm Timmendorf dient als Leit- und Quermarkenfeuer. Er weist den Schiffen den Weg in den Seehafen Wismar an den Untiefen Hanibal und Lieps vorbei. Dann ging es mit Rückenwind wieder zurück bis Gross Strömkendorf und bog dann links Am Schäfereck ein. Der Ostseeküstenradweg bis nach Rerik war jetzt nicht so atemberaubend. In der Ferne sah man ständig das Salzhaff. Dabei hat das Gebiet hier durchaus Geschichte. Man fährt so auch durch Blowatz, eine Gemeinde welche 1296 erstmals in einer Urkunde auftauchte. Im 8. und 9. Jahrhundert war das Gebiet von slawischen Obotriten besiedelt, deren Zentrum der alte Seehandelsplatz Rerik war, in dem auch Franken, Friesen, Sachsen und Skandinavier lebten. In Dreveskirchen eine Gemeinde weiter, habe ich eine denkmalgeschützte Kirche aus dem 13. Jahrhundert besucht und bin vor dem Eingang ins Glück getreten. Kurz vor Rerik kam ich am
Hellbachtal vorbei. Gut einen Kilometer flussaufwärts mündet der Hellbach in das Salzhaff. Kurz bevor der Lauf des Bachs sein Ende findet, entfaltet sich rings um den Mündungsbereich ein wertvolles und vielfältiges Mosaik besonderer Lebensräume. Das flache Land rings um die Hellbach-Mündung wird bei Stürmen von der Ostsee immer wieder überschwemmt. Seit der letzten Eiszeit entstand so ein Küstenüberflutungsmoor. Heute prägen dichte Brackwasser-Röhrichte diese Moorlandschaft. Schliff, Binsen und Seggen bilden ein raschelndes Halmdickicht und bieten vielen Tieren ein zu Hause. Viele Weidetiere grasen auf den Feuchtgrünland und halten es dadurch offen. Der schmale Hellbach verbreitert sich von fünf auf hundert Metern, bevor er in das Salzhaff fließt. In diesem Ästuar vermischen sich das Süßwassers des Hellbaches mit dem Salzwasser der Ostsee zu sogenannten Brackwasser. Die naturnahe Mündung und der nahezu
barrierefreie Hellbach erlauben es wandernden Fischarten wie der Meerforelle von der Ostsee zu ihren Laichplätzen bachaufwärts zu gelangen. Insgesamt ist der Hellbach 33 Kilometer lang und entspringt unweit von Rosenhagen. In Rerik war der Ostseeküstenradweg dann endlich wieder an der Steilküste. Doch die Freude währt nicht lange und man wird wieder nach Mechelsdorf ins Landesinnere geführt. Es gibt auch einen schönen Waldweg direkt an der Steilküste. Doch dieser war bei mir von unüberwindlichen umgestürzten Bäumen mit meinem vollgepackten Fahrrad unpassierbar. Ich bin dann über einen Feldweg weiter und kam dann irgendwann über die Waldstr. direkt am Campingpark Kühlungsborn an. Ein Ostsee-SPA Campingplatz auf 500 m², voll mit Caravans, Wohnwagen, fast ausgebucht, aber keine Zelte. Ich durfte mit meinem Fahrrad und meinem kleinen Zelt für 16 Euro die Nacht in der Vorsaison, zwischen den noblen Caravans zelten.
Hammer, duschen für 16 Euro, zelten ist inklusive. Einer der Caravanführer kam mit seiner Frau an meinem Zelt vorbei und fragte mit einem Lächeln im Gesicht „Na ist es nicht zu kalt?“. Ich meinte, „Ja ein wenig, aber dafür ist es bezahlt und Ende des Jahres werfe ich mein Zelt in die Tonne. Ich schaute mir den wunderschönen Sonnenuntergang an, welche die Wohn und Caravan-Besitzer wohl sich im Fernsehen angeschaut haben müssen. Denn ich war ganz alleine am Strand von Kühlungsborn. Abends schaute ich mir dann noch das FA Cup Finale zwischen Chelsea - Liverpool an. Sehr schönes Fußballspiel mit einem glücklichen Ausgang nach Elfmeterschießen 5:6 für Liverpool. Am nächsten Morgen dann Zelt wieder eingepackt und an der Strandpromenade von Kühlungsborn zum Frühstück. Auf der Promenade und am Strand war noch kein Mensch, aber beim Bäcker zum Frühstück musste ich anstehen. Ein Frühstück unter 13 Euro war auf meiner ganzen
Tour nicht möglich. Eine Tasse Kaffee 3 Euro aufwärts. Nach dem Frühstück ging es bei wunderschönen Sonnenschein jetzt den Ostseeküstenradweg in Richtung Zingst. Zunächst ging es immer die Promenade entlang. Für Radfahrer war diese aber verboten, jedoch war wie schon erwähnt noch niemand da. Um diese Zeit sind eh noch alle beim Frühstück in ihren Prachthotels. Nun ging es zunächst an die Festung Heiligendamm. Um diese wurde man klassisch durch den Wald herumgeführt und es gab auch keine Möglichkeit dort einzudringen. Erst als man es einmal umrundet hatte konnte man von der Promenade aus zurück bis zur Seebrücke und konnte den feinen Herrschaften im Grand Hotel Heiligendamm beim Frühstücken zu schauen. Herzog Friedrich Franz der I. Von Mecklenburg Schwerin, dem hier auch ein riesiger Gedenkstein gesetzt wurde, badete 1793 auf Anraten seines Leibarztes, am Heiligen Damm bey Doberan in der Ostsee und
markierte damit die Geburt des ersten deutschen Seeheilbades. Sein Leibarzt Dr. Vogel erkannte die heilsame Wirkung des Seewassers gegen eine Reihe von Erkrankungen. Vor allem klimatische Vorzüge wie die Staubarme und feuchte Luft, geringe Temperaturschwankungen und die üppigen Buchwälder ringsherum sprachen hier dafür. Zwischen 1793 und 1878 schufen hier Baumeister ein einzigartiges klassizistisches Gesamtkunstwerk aus Bade- und Logierhäusern. 1823 wurde zwischen Heiligendamm und Doberan die erste Galopprennbahn des europäischen Kontinents eingeweiht. 1886 wurde die Schmalspurbahn Molli gebaut, die noch heute Bad Doberan, Heiligendamm und Kühlungsborn miteinander verbindet. Heiligendamm war seit seiner Gründung das eleganteste Seebad Deutschlands. Der europäische Hochadel sowie die Zarenfamilie verbrachten hier ihren Sommerurlaub. Nun führte der Ostseeküstenradweg als Sandweg immer
an der Ostseeküste entlang und man konnte immer wieder runter zum Strand laufen. Auf der Deichstraße ging es dann an einem der letzten erhaltenen Wachtürme der DDR vorbei bis nach Börgerende. Und laut fest angebrachter Schilder war hier dann der Küstenradweg, welcher immer auf der Düne entlang ging zu Ende. Man sollte mit seinem Fahrrad einen Umweg über Rethwisch machen. In der Rezeption des Ferien-Camps Börgerende erfuhr ich aber, dass der Weg gut passierbar wäre und das eben immer mal wieder Stücke von der Steilküste abbrechen. Ich fuhr den Küstenweg also trotzdem und sollte es nicht bereuen. Dieser Ostseeküstenabschnitt bis Warnemünde ist wohl mit einer der schönsten überhaupt. Man sah wirklich viele abgebrochene Steilküstenabschnitte. Orkanartige Stürme der letzten Zeit haben dazu geführt, dass die Steilküste immer weiter abgebrochen und näher an den Wanderweg herangerückt ist. Es wurden deshalb Schutzzäune
errichtet, welche jetzt schon fast wieder abgestürzt sind. Dann ging es in den Gespensterwald. Ein wunderschöner, durch Wind geformte, riesige Bäume und meiner Meinung nach eher ein Märchenwald. Am Strand von Nienhagen vorbei, durch den Küstenwald immer an der wunderschönen und beeindruckenden Steilküste von Nienhagen entlang bis zum Kap Geinitzort, von wo man aus der Ferne schon das Hotel Neptun in Warnemünde sehen konnte. Jetzt ging es durch das Naturschutzgebiet Stoltera ein etwa 3 Kilometer langer Küstenstreifen, der insbesondere durch die Kliffküste, seinen Strand und dem Küstenwald gekennzeichnet ist und zu den beliebtesten Naherholungszielen in der Region Rostock gehört. Die Steilküste ist hier einzigartig, da man hier die „Grüne Rinde“ sehen kann, eine am Strand anstehende grüngefärbte Geschiebeschicht aus der Eem-Warmzeit. Weiter ging der Ostseeküstenradweg am Weststrand Warnemünde und irgendwann
wurde man dann auf die Parkstraße geleitet. Am Restaurant Philoxenia bin ich dann aber wieder hoch zur Strandpromenade Warnemünde und diese dann bis zum Neptun Hotel gefolgt. Das Neptun Hotel war in der ehemaligen DDR zunächst nur für ausländische Touristen, die Devisenausländer, vorgesehen. Später dann wurden auch einige Zimmer durch den FDGB-Feriendienst belegt. Im Keller des Hotel Neptun befand sich die erste Diskothek der DDR. Es ging weiter zum Leuchtturm von Warnemünde. Zahlreiche Besucher nutzten den Aufstieg, um einen Überblick über Warnemünde zu bekommen. Dann wieder zurück, am Alten Hafen vorbei, bis zur Bahnhofsbrücke, eine Drehbrücke aus dem Jahr 1903. Dort hinüber und am Warnemünder Bahnhof vorbei ging es ausgeschildert bis zur Warnow Fähre, welche mich und mein Fahrrad dann nach Hohe Düne rüberbrachte. Danach ging es dann erst einmal links hoch zum Yachthafen Hohe Düne und zum Strand.
Direkt am Wasser führte leider kein Weg entlang, sodass ich wieder zurück zur Straße „Hohe Düne“ an den Kasernen vorbei, gefühlt ewig lange gerade aus, bis zum Kletterwald Hohe Düne in Markgrafenheide geradelt bin. Ab jetzt ging der Ostseeküstenradweg weit ab von der Ostsee, durch Heiligensee und Hütelmoor, die Rostocker Heide, einem wunderschönen Wald und Waldweg bis nach Graal Müritz. Hier ein Radler getrunken und nun ging es wieder an der Küste immer Richtung Darß Fischland. Ab hier häufen sich dann auch die wunderschönen Reetdächer gedeckten Häuser. Zunächst über Dierhagen nach Wustrow und dann nach Ahrenshoop. Hier ist die Ostseeküste unbeschreiblich schön. Quer durch die Gemeinde Ahrenshoop verläuft die historische Grenze zwischen Mecklenburg und Vorpommern. Ende des 19. Jahrhunderts gründeten verschiedene Maler hier eine Künstlerkolonie. In Norddeutschland entstanden unter anderem
Künstlergalerien in Hiddensee, Schwaan, und Worpswede. Die norddeutsche Landschaft mit ihren Mooren, Wäldern, Küsten, Stränden und noch ursprünglichen Dörfern reizte Künstler, fernab der Großstädte in noch unberührter Natur zu leben und zu arbeiten. Hier habe ich den Ostseeküstenradweg verlassen und bin durch den Wald Richtung Leuchtturm Darßer Ort in Prerow gefahren. Dann zurück am Regenbogencamp Prerow vorbei, einem wunderschönen Zeltplatz, an welchen man noch direkt in den Dünen zelten kann. Mein Tagesziel war leider Zingst weil von hier aus auch die Fähre später nach Hiddensee abfuhr. In Prerow war ich dann auch wieder auf dem Ostseeküstenradweg und dieser führte immer zwischen Ostsee und der Landstraße 21 immer auf der Düne entlang bis Zingst. Am Ortseingang kommt man dann am Campingplatz "Am Freesenbruch" Zingst vorbei. Diesen hatte ich aber rechts liegen gelassen und habe
mich dann mit Google zum Zeltplatz „Wellness-Camp Düne 6“ leiten lassen. Diesen hatte ich mir im Vorfeld ausgesucht, weil ich dachte ich bin dann näher am Hafen von Zingst. Dort angekommen wollte ich einchecken hatte meinen Personalausweiß und andere unwichtige Daten abgegeben bis die Frage nach der Handynummer kam. Nachdem ich ihr erklärte das ich keins hätte, jedenfalls keins von welchen ich die Nummer rausgeben dürfte erklärte sie mir das ich unbedingt erreichbar sein müsste. Nachdem wozu konnte sie mir aber keine Antwort geben. Nach langen hin und her durfte ich ohne Handynummer dort nicht zelten. Also machte ich auf dem Hacken kehrt und fuhr zunächst zum Zeltplatz Naturdüne doch der sagte mir von weitem nicht unbedingt zu. Also ging es zurück zum Campingplatz "Am Freesenbruch". Und Gott sei Dank. Keine Handynummer, super zuvorkommend und freundlicher Empfang und das allerbeste, sie hatten eine niedlich
eingerichtete Kurzzeitzeltwiese mit Sitzgelegenheiten, wo es keinen Caravan oder Wohnwagen gab. Herrlich und immer wieder zu empfehlen. Ich war am Sonntag dort angekommen und laut Internet fuhr die Fähre nach Hiddensee nur am Dienstag sodass ich zwei Nächte in Zingst blieb. Auf dem Zeltplatz lernte ich viele Leute kennen, mitunter auch den Inhaber des kleinen Tante-Emma-Ladens auf dem Zeltplatz welcher mir erzählte, dass er seinen Laden das ganze Jahr über und nicht nur die Saison geöffnet hatte. Nach meinem Erstaunen meinte er das viele durch Corona sich einen Caravan oder Wohnwagen angeschafft hätten. Diesen haben sie dann zum Beispiel im Dezember vom Händler bekommen und konnten dann aber auch nicht mehr warten und mussten ihn dann auch gleich auf einem Stellplatz ausprobieren. Jetzt erklärte sich mir auch warum alle Zeltplätze, trotz Vorsaison, bisher so voll waren. Auch gab es einige Radler wie mich, unter anderem
Jürgen, der wirklich auch der Zwillingsbruder von Jürgen Drews hätte sein können und ein junger Mann aus Brandenburg an der Havel der mit seinen geschätzten 18 Jahren ganz alleine den Berlin Kopenhagen Radweg gemacht hatte. Am nächsten Tag fuhr ich in Zingst zu einer Bäckerei, machte Frühstück und fuhr dann zum Hafen um mir Tickets für die Fähre am nächsten Tag zu besorgen. Man konnte die Tickets nur Online mit Kreditkarte, welche ich nicht hatte, oder direkt vor Ort erstehen. Da aber keiner beim Schiff anzutreffen war ging ich zum Hafenmeister und dieser erklärte mir das ein anderes Schiff jeden Tag fährt, wenn sie genug Leute zusammen bekommen. Er gab mir auch den Tipp keine Karte vorher zu kaufen, da es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht voll werden würde, sondern erst am nächsten Morgen zu schauen und dann das Schiff zu wählen welches auch wirklich ausfährt. Ich bin dann nochmal an den Hafen und dort stand wirklich ein Schiff
welches um 8:50 Uhr auslaufen wollte. Der nette Kapitän wollte mich und mein Fahrrad auch gleich einladen und nachdem ich ihm erzählte das ich im Internet nur das andere Schiff gefunden hätte fragte er nur noch nach meinen Suchbegriffen und wir verabredeten uns für den nächsten Tag zur selben Zeit. Die erste regelmäßige Dampferverbindung wurde 1858 von Stralsund über Barth nach Zingst eingerichtet. Hier im Hafen warteten bereits die Vermieter und der amtliche Bahnspediteur mit Hand- und Pferdewagen, um die Kisten und Koffer der Fahrgäste in die Quartiere zu bringen. Also Geschichte gibt es hier schon. Durch Errichtung der Bahnlinie trat die Schifffahrt dann aber in den Hintergrund. Ich machte dann an diesem Tag einen 16 Kilometer Strandspaziergang bis zum Dreiländereck und besuchte danach Pramort und die Hohe Düne in der Sundischen Wiese. (Dazu lesen sie hier demnächst mehr.) Am Dienstag dann wieder Frühstück beim Bäcker für
14 Euro und dann war ich auch der erste am Schiff nach Hiddensee. Der Kapitän lud mein Fahrrad ein und es kamen dann noch einige E-Sportler und die Fähre legte für 20 Euro inklusive Fahrrad wirklich ab. Hier verließ ich den eigentlichen Ostseeküstenradweg, welcher eigentlich über Stralsund ging. Mit dem Schiff ging gemütlich durch den Barther Bodden, wobei der Kapitän immer wieder interessante Berichte über die jeweilige Umgebung gab. So zum Beispiel das Zingst 30 -40 cm unter dem Meeresspiegel liegt. Es gab sogar eine Restauration auf der Fähre in der ich auch gut hätte Frühstücken können und das billiger und besser als beim Bäcker. Auch fuhren wir wieder an Pramort und der Hohen Düne vorbei bis nach Neuendorf auf Hiddensee. Hiddensee hat das Seepferdchen in seinem Wappen, und wenn man sich die Insel von oben anschaut kann man erahnen warum. Wir waren um 12 Uhr dort und ich radelte zunächst teilweise durch
Strandsand zum ersten Leuchtturm Gellen. Der Gellen ist ein nacheiszeitlich angeschwemmter Sand und bildet den südlichen Zipfel von Hiddensee. Langgestreckte Dünenzüge wechseln hier mit ausgedehnten feuchten Senken. Es ist ein Feuchtgebiet und ein Vogelparadies. Salzwiesen bieten Brutvögeln wie Feldlerche und Kiebitz Raum, Schutz und Nahrungsgrundlage. Um den teilweise vom Aussterben bedrohten Brut- und Rastvögeln großräumig Schutz zu gewähren, wurde dieser Teil des Nationalparks Kernzone und ist für Menschen absolut tabu. Wetter war mal wieder unbeschreiblich und der Strand von Hiddensee ist wirklich ein Traum. Dann ging es wieder zurück nach Neuendorf und über die einzige Straße, welche es dort gibt, nach Vitte, Kloster und zum Leuchtturm Dornbusch an der Steilküste von Hiddensee. Der Leuchtturm Dornbusch war schon zweimal das Motiv einer Briefmarke. Den Dornbusch selbst, durfte man auch nicht mit dem
Fahrrad besuchen, sondern sollte sein Hab und Gut unten stehen lassen und den Aufstieg zum Leuchtturm Dornbusch ohne alles machen. Die Aussicht von der Steilküste Hiddensees ist einmalig und erinnert ein wenig an Rügen. Der Dornbusch ist ein Produkt der letzten Eiszeit. Gletscher transportierten Sand und Steine aus dem Norden hierher. Auf dem sandigen Boden gedeiht typischer Magerrasen mit seltenen Arten wie Grasnelke, Klappertopf, Bergsandknöpfchen und Golddistel. Den Küstenschutzwald pflanzten die Menschen seit dem 19. Jahrhundert. Die mit Dornensträuchern bewachsenen Hügel dienten früher den Seefahrern als Orientierung. So ist der Name Dornbusch entstanden. Auf dem Rückweg nach Vitte zur Fähre nach Schaprode bin ich da noch Zeit war in dortige Heimatmuseum eingekehrt. Es ist in einem ehemaligen Seenotrettungsschuppen untergebracht und der Eintritt ohne Kurkarte betrug 5 Euro. Hier erfuhr ich das Hiddensee vor
allem in den 1920er Jahren erlebte. Damals rangierte die Insel bei Künstlern und Persönlichkeiten wie Gerhart Hauptman, Asta Nielsen, Albert Einstein und vielen andere. Die Fähre nach Schaprode ging pünktlich um 15:00 Uhr und hier herrschte wirklich noch Maskenpflicht. Für 18 Euro kam ich und mein Fahrrad auf der einstündigen Fahrt nach Schaprode auf die Insel Rügen. Beinahe hätte uns ein Segelschiff mit dem Namen Lauterbach fast frontal getroffen. In Schaprode war ich dann wieder auf dem Ostseeküstenradweg. Es herrschte ein steife Brise aus Ost und das sollte ich dann auch auf dem nächsten Weg zur Wittower Fähre zu spüren bekommen. Völlig erschöpft kam ich dort endlich an und sie wollten gerade ablegen. Doch als sie mich angeradelt kommend sahen, ging die Schranke noch einmal hoch und Sie nahmen mich noch mit. Vielen Dank an die Crew. 2,80 Euro für mich und mein Fahrrad und ich war somit schnell im Norden der Insel Rügen. Rügen
und Hiddensee haben im Jahr ca. sechs Millionen Übernachtungen im Jahr aber für vernünftige Radwege reicht das Geld leider auf der Insel Rügen nicht. Woran das wohl liegt? Horden von E-Sportlern kamen mir entgegen, welche geführte Touren hier am Wieker Bodden machten. Ich fuhr nach Wiek um dort den einzigen weit und breit geöffneten Edeka zu besuchen um das Nötigste einzukaufen. Und das war schlau, denn als ich an meinem Zielort im Regenbogencamp Nonnewitz auf dem Bakenberg ankam, wollte die Rezeption gerade nach Hause. Ich sagte ich könne auch morgen Früh einchecken, ich brächte nur eine Duschmarke oder so was. Sie sagten, dass ich mein Zelt aufbauen durfte wo ich wollte und ein Mitarbeiter brachte mir dann noch eine Zugangskarte für die Waschräume. Cool! Er erzählte mir das hier erst alles am 25.05. öffnet und das die nächste Einkaufsmöglichkeit dann in Dranske wäre. Ich lernte Christian und seine Frau kennen,
Dauercamper aus Berlin, welche mir erzählten, das morgens von 8:00 Uhr bis 9:00 Uhr ein Bäckerauto vorne am Waschhaus steht wo man Brötchen, Kuchen und Kaffee bekommt. Auch erzählten sie mir wo man hier in der Gegend am besten Essen gehen kann. Im Ortsteil Kuhle, an der Nordspitze des Wieker Boddens, steht die älteste noch existierende Gaststätte Rügens, der „Schifferkrug“. Seine Existenz wurde seit 1455 bewiesen und dort ging ich dann auch Essen. Kutterscholle gebraten, mit geräuchertem Bauchspeck und Bratkartoffeln für 21,80. Sehr lecker und eine wirklich urige Kneipe mit äußerst netter Bedienung. Abends dann runter zum Strand und denn herrlichen Sonnenuntergang ganz alleine genossen. Am nächsten Tag Frühstück vom Bäckerauto geholt und dann nach Dranske zum Einkaufen gefahren. Dabei bin ich zunächst an den vielen Bungalowsiedlungen, aus DDR Zeiten, die es hier oben massig gibt, vorbeigefahren und kam dann irgendwann am
Naturschutzgebiet Nordwestufer Wittow und Kreptitzer Heide an. Dieses Naturschutzgebiet enthält die längste und in seiner gesamten Länge hochaktive Geschiebemergelkliff Rügens. Jahr für Jahr wird hier die Küste landeinwärts verlegt. Die See verdriftet den Sand zum Bug und zum Strand am Bakenberg bei Nonnewitz, der dadurch erhalten wird. Stürme wehen den Sand aus der Kliffwand hinter die Plateaukanten zu Kliffsanddünen auf. Im Kliff befinden sich Uferschwalbenkolonien. Die artenreichen Sandmagerrasen, durch die Schletwege führen, sind letzte Reste der früheren Kreptitz-Nonnewitzer Heide, die sich noch im 19. Jahrhundert bis in Höhe Schwarbe kilometerweit nach Osten erstreckte. Ich durfte hier sogar mit meinem Fahrrad hindurch und ein wunderschöner Hochuferweg führte mich dann bis zum ehemaligen Fischerdorf Dranske. Früher waren wir oft mit den Kindern hier und nun wurden hier viele Schilfdachhäusersiedlungsparks, direkt an der
Küste, für besser Betuchte aus dem Boden gestampft. In Dranske gibt es Gott sei Dank einen Norma. Wenn es Diesen hier nicht geben würde wäre Dranske und Umgebung wohl tot. Wieder zurück am Zeltplatz Nonnewitz, bin ich jetzt,ohne Einkauf, auf dem Ostseeküstenradweg in Richtung Arkona geradelt. Es ging durch den Märchenwald Rügens. Einen Hochuferweg entlang an der Steilküste, wo die Natur die Bäume wie im Gespensterwald Nienhagen herrlich geformt hat. Unsere Kinder haben hier damals immer ihre Geschenke gesucht, welche ihnen die gute Fee dort versteckt hatte, wenn sie dann artig waren. Die Steilküste entwickelte sich in den letzten 20.000 Jahren. Das mehrere Hundertmeter Hohe Skandinavieneis überfuhr Rügen und stauchte, faltete und stellte dabei die gesamte Schichtenfolge, unter anderem die berühmte Kreide Rügens, steil auf. Auf über 20 km erstreckt sich das beeindruckende Kliff mit den
vorgelagerten Blockgründen. Zwischen Dranske und Kreptitz erreicht es Höhen bis zu 12 Metern und erhebt sich im östlichen Kliffabschnitt bei Kap Arkona auf bis zu 35 Meter. In Deutschland war die Kegelrobbe seit den 1920 Jahren ausgestorben. Seit einigen Jahren aber halten sich am Nordstrand von Wittow bis zu 25 Kegelrobben auf. Wenn man Glück hat kann man sie hier kurz vor Arkona von der Steilküste herab beobachten. Ich hatte das Glück leider nicht. Kap Arkona ist eines der beliebtesten Ausflugsziele auf Rügen mit jährlich circa 800.000 Besuchern. Und das ist auch zu merken. Horden von Touristen flanieren hier von den zwei Leuchttürmen welche Arkona hat, dem NVA Bunkermuseum und dem kleinen Fischerdorf Vitt. Ich genoss ein Radler und fuhr wieder zum Zeltplatz zurück. Am nächsten Morgen wieder mal alles eingepackt und aufs Fahrrad geschnürt und dann zunächst nach Altenkirchen zur Bäckerei Maltzahn am dortigem Netto.
Gefrühstückt und nun ging es den Ostseeküstenradweg entlang der Schaabe über Juliusruh und Glowe. Jetzt aber begann der ungemütliche Teil des Tages. Erstens kommen jetzt Hügel welche es mit einem vollgepackten Fahrrad in sich haben. Und zweitens die Landstraße 30 bis zur Kreuzung Richtung Lohme bei Dichtem Verkehr. An der Küste direkt ging leider kein Weg entlang. In Lohme wollte ich eigentlich den Küstenwanderweg bis zum Königsstuhl machen. Ich kannte diesen schon, doch jetzt stehen hier Schilder das sogar das schieben von Fahrrädern hier verboten ist. Fahrradfahrer sind hier nicht so gerne gesehen, aber Golfspieler schon. Also bis ich in den sauren Apfel und fuhr die Jasmunder Straße bergauf bergab bis kurz vor dem Krüger Naturcampingplatz und dann wie ausgeschildert links den Sandweg Richtung Königsstuhl. Kurz gab es noch einmal wunderschöne Blicke auf die Ostsee und dann ging es in einen herrlich kühlen Buchenwald.
Ich befand mich jetzt im Nationalpark Jasmund wo sich das größte zusammenhängende Buchenwaldgebiet der Ostseeküste befindet. Am Nationalpark-Zentrum Königsstuhl wieder Horden, Busweise, von Touristen. Ich fragte am Eingang ob man immer noch einen Obolus am Königsstuhl bezahlen muss um die zwei Meter dort raufzukommen. Als Antwort bekam ich nein, es wäre alles im Eintrittspreis von den 10 Euro beinhaltet. Ich bin aber nicht hinein da ich den Königsstuhl nun schon so oft gesehen habe. Im Nationalpark-Zentrum gibt es eine interaktive Erlebnissaustellung und ein Multivisionkino. Dort werden dem Besucher Naturräume, wie die Ostsee, Buchenwälder, Kreidefelsen und Blockstrand nähergebracht. Und man darf auf den 118 Meter Hohen Königsstuhl die Aussicht genießen. Ich bin dann Richtung Sassnitz gefahren, aber nicht den ausgeschilderten Sandfahrradweg sondern die gut asphaltierte Straße, welche extra für die Busse angelegt wurde.
In Sassnitz bin ich dann über einen Hängebrücke runter zum Alten Fischereihafen. Dort habe ich mich für das Fischrestaurant Gastmahl des Meeres entschieden und Sassnitzer Pfannenfisch vom Dorsch auf Bratkartoffeln Rauchspeckstreifen und Tomatenzwiebelbutter für 19,90 Euro gegessen. Hier vom Hafen bieten mehrere ausrangierte Hochseekutter eine Rundfahrt zur Kreideküste an. Was bestimmt sehr schön ist aber ich musste hier leider meine Radtour unterbrechen und fuhr mit dem Zug von Sassnitz ans Oderhaff zu einer Beerdigung. Doch danach ging es weiter und ich fuhr über Mönkebude nach Kamp bei Anklam zur Fahrradfähre. Für 12 Euro wurde ich das kurze Stück nach Usedom übergesetzt. Auf der Fähre lernte ich zwei Mädels kennen die mit ihren bepackten Fahrrädern nach Swinemünde wollten und die ich dann eine Woche später auf der Zugfahrt nach Berlin wieder getroffen habe. Zufälle gibt es. Auf der Fährüberfahrt kann man dann aus nächster
Nähe die Hubbrücke Karnin bewundern. Eine ehemals etwa 360 m langen Eisenbahnbrücke, welche damals Pommern mit Usedom verbunden hat. Wie gesagt eine Hubbrücke. Sie wurde hochgezogen damit die Schiffe passieren konnten. Bis zur Fähre Kamp hatte ich Orkanartigen Gegenwind mit starkem Regen und war auch ziemlich platt. Doch die Fahrt durch das Anklamer Stadtbruch war sehr interessant und landschaftlich schön. Im Frühjahr 2015 wurde ein alter Wanderweg durch eines der interessantesten Naturschutzgebiete Vorpommerns wieder hergestellt. Im zentralen Teil des Gebietes entstand über Jahrtausende ein Hochmoor, das sich bis zu 1,50 Meter über das angrenzende Gelände erhob. Durch das eingreifen des Menschen im 19. Jahrhundert wurde der vorhandene Torfkörper zersetzt und er sackte unter den Meeresspiegel ab. 1995 gab es dann eine Sturmflut und die Flächen wurden überschwemmt. Durch die Überschwemmung ,
von der auch Wiesenflächen betroffen waren, die den Anklamer Stadtbruch umgaben, wurde eine Fläche von 2000 Fußballfeldern der Natur zurückgegeben. Und das kann der Besucher jetzt hier bestaunen. Jetzt auf Usedom hatte ich den starken Westwind auf dem Hinterteil und glaubte schon ein E-Bike zu haben. Die Strecke bis zur Stadt Usedom vollbrachte ich in Bestzeit. Nach der Verwaltungsreform 1815 kam Usedom zur preußischen Provinz Pommern und gehörte von 1818 bis 1945 zum Landkreis Usedom-Wollin. Usedom hat eine lange Geschichte wovon viele Bauten wie zu Beispiel das Anklamer Tor noch heute berichten. Im Anklamer Tor befindet sich die Usedomer Heimatstube, hier kann man sich in einer Dauerausstellung über das frühere Leben auf der Insel und in der Stadt Usedom informieren. Hier ab Usedom bin ich parallel zur B 110 bergauf bergab bis zum Landgasthaus Klein und dort dann links in die B 111 bis zum Zeltplatz Ückeritz
gefahren. Jetzt war ich auch wieder auf dem Ostseeküstenradweg. Für zwei Nächte habe ich hier 34 Euro in der Vorsaison gezahlt. Duschen werden hier noch mit den guten alten Duschmarken betrieben. Von Ückeritz aus habe ich dann am nächsten Tag meine Usedomrundtour gestartet. Zunächst durch den Wald an einem alten DDR Kinderferienlager vorbei nach Bansin. Frühstück beim Bäcker an der Promenade und danach diese weiter bis zur Seebrücke Heringsdorf gefahren. Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck sind die sogenannten Kaiserbäder. Die Verleihung des Titels „Seebad“ war eine kaiserlichen Anordnung und dieser Titel ist für die Seebäder von enormer Wichtigkeit gewesen. Die Kaiserbäder waren schon immer die Badewanne der Berliner. An der Promenade stehen immer wieder herrliche alte Villen in denen man für reichliche Taler Übernachten kann. Die Europapromenade Świnoujście auf einer Länge von insgesamt zwölf Kilometer, was sie zur längsten
Promenade Europas macht, kann man von Bansin bis Swinemünde entlangfahren und zählt mit zu den schönsten Radwegen auf Usedom. Und gleichzeitig ist es auch der Ostseeküstenradweg. Früher gab es hier Grenzkontrollen, doch heute fährt man einfach durch bis nach Swinemünde. Swinemünde war bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs das drittgrößte deutsche Ostseebad. Die Preußische Armee legte hier viele Festungswerke an der Swine an, welche heute noch gut erhalten sind und als Museum besucht werden können. An der Promenade von Swinemünde investieren heute große Hotelketten und stampfen hier ein Erholungsgebiet aus dem Strandsand heraus, welche sich vor den Usedomer Kaiserbädern nicht verstecken muss. Auch kann man sich hier am Hafen mit einer Fähre zur Insel Wollin übersetzen lassen. Doch ich hatte leider für die polnische Seite keine Zeit mehr. Ich fuhr immer am Hafen entlang in Richtung Stettiner Haff und kam dann auf
deutscher Seite im wunderschönen und einen der ältesten Fischerdörfer Usedoms, in Kamminke an. Im Hafen hat man einen herrlichen Blick über das Oderhaff bis rüber nach Ueckermünde. Reetgedeckte Häuser und die Steilküste bestimmen das Aussehen Kamminkes und der Weg hoch zum Dorfkern war sehr steil. Am Campingplatz vorbei ging es jetzt nach Garz und dann nach Korswandt zum Wolgastsee. Durch Buchenwälder und am Golfplatz vorbei. Idyllisch am Wolgastsee liegt ein kleiner Imbiss mit einem Bootsverleih. Hier trank ich ein Radler und genießte den sonnigen Augenblick. Von Korswandt aus fuhr ich entlang weiter grüner Wiesen bis nach Benz ans Achterwasser und dann wieder zurück nach Ückeritz. Aber nicht wie schon vor zwei Tagen die B111 entlang sondern immer am Achterwasser, an einem wunderschönen Strand vorbei, über die Deichanlagen bis zum Hafen Stagnieß. Am Hafenimbiss von Lutz genoss ich noch zwei Bier um dann
die letzten Meter bis nach Ückeritz zu meistern. Am nächsten Tag packte ich meine Sachen und fuhr nach Karlshagen zum Zeltplatz. Dabei nutze ich den Ostseeküstenradweg und fuhr zunächst bis zum Kölpinsee. Der Radweg führt immer am Steilufer entlang und hat Steigungen und Gefälle von 16 Prozent. Schilder weisen darauf hin vom Rad abzusteigen. In Kölpinsee hat man eine schöne Promenade hin gebaut auf der man sein Fahrrad aber schieben muss. Es lohnt sich auf jeden Fall. Am Ende muss man sein Fahrrad über Treppen wieder hoch auf die Steilküste tragen. Mein Fahrrad war aber zu schwer beladen und dafür hat man hier eine Treppenumfahrung eingerichtet. Jetzt habe ich mich wieder immer dicht an der Steilküste gehalten und kam dann an einer riesigen Treppe zu Strand runter an. Ich hatte auf dem gesamten Weg immer wieder wunderschöne Ausblicke von der Steilküste auf die Ostsee.In Koserow begegnete ich einem Einheimischen, der als er mich
mit meinem bepacktem Fahrrad sah nur sagte:“ Ach du Scheiße jetzt fängt das wieder an“. Von Koserow aus führte ein wunderschön asphaltierter Radweg auf dem Deich immer parallel an der Straße entlang bis Zempin. In Zempin gibt es noch so ein Wellblechkino wie es sie zu DDR-Zeiten überall an der Küste gab. Nun führt der Weg wieder an der Küste entlang über einen Waldweg bis nach Zinnowitz. Zinnowitz hat wieder eine Prachtpromenade wo Fahrräder nicht gerne gesehen werden. Nun kam dann ein Waldweg mit Zuckersand übersät am wunderschönen Campingplatz Trassenheide vorbei bis nach Karlshagen. Der Zeltplatz in Karlshagen liegt direkt am Strand und ist wunderschön. Leider gibt es keinen Platz für welche wie mich, also Tagestouristen, so wie in Zingst. So musste ich also zwischen den vielen Caravans mein Zeltchen aufbauen. Im Ort gibt es einen EDEKA und eine Sparkasse. Auf dem Zeltplatz einen kleinen Imbiss wo man
Morgens Frühstück und die Ostseezeitung bekommen kann. Also ideal. Am nächsten Tag bin ich an einem regnerischen Tag nach Peenemünde gefahren. Schon auf dem gut asphaltierten Radweg dorthin, kam man an vielen historischen Betonbauten aus der Nazizeit vorbei. Peenemünde ist durch die Raketenentwicklung in der einst dort stationierten Heeresversuchsanstalt Peenemünde bekannt geworden. Die als V2 bekannte Flugkörper Aggregat 4 erlangte hier seine Einsatzreife. Die gesamte Denkmallandschaft Karlshagen – Peenemünde, ist ausgeschildert und mit Info-Tafeln versehen. Ich ging in das Historisch-Technische-Museum welches sich im Kraftwerk und auf den dazugehörigen Freiflächen befindet. Das Museum befasst sich mit der Geschichte der Heeresversuchsanstalt Peenemünde und der Erprobungsstelle der Luftwaffe „Peenemünde-West“. Man kann mit einem Fahrstuhl bis aufs Dach vom Kraftwerk und hat einen
phantastischen Rundblick über Peenemünde. Hier in Peenemünde befindet sich auch eine kleine Personen-Fähre mit welcher man rüber nach Köslin und Freest fahren kann. Damit könnte man sich das anstrengende Wolgast ersparen. Aufgrund seiner Lage wird Wolgast wie Anklam als „Tor zur Insel Usedom“ bezeichnet und auch ständig mit Autos zu gestaut. Das Wetter besserte sich schlagartig und ich fuhr am Peenestrom entlang Richtung Yacht- und Fischereihafen Karlshagen. Vorbei am wunderschönen Cämmerer See, welcher damals von den Nationalsozialisten von der Peene abgetrennt wurde um einen stabilen Deich zu erhalten. Noch heute schützt der damals entstanden Deich die Insel vor Überschwemmungen. Vorbei an verschiedenen Bunkeranlagen in den Peenewiesen und an dem kleinen See Piese. In der Piese sammelt sich das Wasser aus den Entwässerungsgräben und wurde durch ein für seine Zeit äußerst modernes Schöpfwerk ständig in die
Peene abgepumpt. Vom Fischereihafen Karlshagen fuhr ich dann wieder zurück zum Zeltplatz. Am nächsten Tag beendete ich mein Abenteuer Ostseeküstenradweg und fuhr über Wolgast mit meinem Fahrrad bis Anklam und stieg dort in den RE3 Richtung Berlin. Fazit: Wenn man die Zeit hat könnte man noch viel mehr sehen und erleben. Der Ostseeküstenradweg ist wohl einer der schönsten Radfernwege welchen ich selbst gemacht habe. Vielfältig, abwechslungsreich und immer wieder Postkartenmotive. Gut ausgeschildert und auch gut ausgebaut ist er für Groß und Klein in Etappen zu meistern. Ich war jetzt in der Vorsaison hier und da war alles noch recht leer. In der Hochsaison wird es wohl voller sein und ich habe jetzt schon viele Schilder gesehen mit der Aufschrift, „ab drei Übernachtungen“. Ich habe 12 Tage für alles gebraucht und nur einmal schwarz Zelten müssen. Man kommt also in der Vorsaison mit ca. 200 Euro Übernachtungskosten hin. Die Fahrten mit der Bahn kommen noch einmal 100 Euro dazu. Ostseeküstenradweg unbedingt empfehlenswert.
Weitere Informationen
Ostseeküsten-Radweg (D-Route 2)
Der Ostseeküsten-Radweg (D-Route 2) ist ein Fernradweg welcher immer an der Küste der Ostsee entlang verläuft. Die Strecke auf der deutschen Seite ist gleichzeitig auch der EuroVelo-Route EV10, welche den Radfahrer rund um die Ostsee führt. Auf deutscher Seite beginnt er in Flensburg an der dänischen Grenze geht bis nach Swinemünde an der polnischen Grenze. Die Gesamtlänge von etwa 1.100 Kilometern verläuft größtenteils an der Ostsee entlang. Vorbei an Stränden, Steilküsten, wunderschöne Seebädern, stolzen Hansestädten und einer wirklich beindruckenden Natur. Die Streckenplanung ist dabei natürlich individuell. Zeltplätze, Wanderrastplätze und Schutzhütten sind ausreichend vorhanden. Hotels und Ferienzimmer eher schlechter, da sie in der Saison meist ausgebucht oder teilweise erst ab 3 Tage Aufenthalt jemanden aufnehmen. In Schleswig-Holstein alleine bewältigt man 438 Kilometer von Kupfermühle bei Flensburg bis nach Lübeck-Travemünde auf dem Ostseeküsten-Radweg (D-Route 2). In Mecklenburg-Vorpommern sind es gute 700 Kilometer von Boltenhagen bis nach Seebad Ahlbeck. Entlang an vielen wunderschönen Inseln und Halbinseln verläuft der Radweg hauptsächlich auf straßenbegleitenden, wenig befahrenen Nebenstraßen und vorwiegend asphaltierte Wegen. Aber es gibt auch sandige oder unbefestigte Abschnitte wie zum Beispiel auf der Insel Rügen.
Kurzinfos & Map
Gebiet - Deutschland - Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern
Radweg - Ostseeküsten-Radweg (D-Route 2)
Ausrüstung - Mit normalen Tourenrad (Ü50)
Startort - Bahnhof Travemünde
Zielort - Swinemünde
Länge - ca.700 km
Dauer - 12 Tage Tage
Familiengeeignet - ja
Weiterführende Webseiten
Wikipedia – Die freie Enzyklopädie
Ostseeküsten-Radweg (D-Route 2) (Wikipedia)
Radwanderweg (Wikipedia – Die freie Enzyklopädie)
Andere Beschreibungen
Ostseeküsten-Radweg - SH (www.ostsee-schleswig-holstein.de)
Ostseeküsten-Radweg - MV (auf-nach-mv.de)
NDR (www.ndr.de)
Der Ostseeradweg (mecklenburger-radtour.de)
Der Ostsee-Radweg (radweg-reisen.com)
Ostseeküsten-Radweg (D-Route 2) (wildganz.com)
Ostseeküstenradweg (fahrrad-tour.de)
Die schönsten Ostsee Radwege (ostseemagazin.net)
Routenvorschläge - Fahrradtouren
Fahrradtour
Donau-Radweg (D-Route 6)
Strecke 2850 Km
Start und Ziel Start: Donaueschingen - Ziel: Sulina
Fahrradtour-Highlights - Kurzbeschreibung
Von der Quelle der Donau bis zu deren Mündung ins Schwarze Meer führt der Donauradweg auf einer Länge von 2850 Km durch viele Länder. Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Bulgarien und Rumänien. Der deutsche Teil beträgt 607 Kilometer. Der Radweg verläuft überwiegend auf beiden Seiten der Donau. Trotzdem muss die Donau mehrmals überquert werden da es natürlich nicht immer so ist. Der Donauradweg folgt einer antiken Römerstraße. Donau-Radweg (D-Route 6) - von Passau bis nach Bratislava - September 2022
Fahrradtour
Balaton-Radweg - Plattensee-Rundweg
Strecke 210 km
Start und Ziel von Keszthely bis nach Tihany
Fahrradtour-Highlights - Kurzbeschreibung
Der Balaton Rundweg, ungarisch Balatoni körút ist ca. 210 Kilometer langer Fahrradweg um den Balaton. Fertiggestellt wurde er 2004 und eignet sich seit dem für einzelne Tagesausflüge oder mehrtägige Radreisen. Der Balatonradweg ist durchgehend asphaltiert und beschildert. Am südlichen Ufer des Balatons ist er durchgehend flach und meist nahe am Ufer gelegen. Am nördlichen gibt es auch einige bergige Radwegabschnitte und teilweise verläuft der Radweg entlang verkehrsarmer Nebenstraßen und etlichen Weinbergen vorbei. Er ist vor allem für Familien mit Kindern sehr gut geeignet. Entlang des gesamten Balatonradweges gibt es immer wieder Strände die zum baden einladen. In den vielen Ferienorten kann man für günstiges Geld gut wohnen und billig die ungarische Küche genießen. Der Radweg verläuft auch oft entlang der Eisenbahnstrecke und somit kann man viele verschiedene Ein und Ausstiege des Radweges planen. Balaton-Radweg - Plattensee-Rundweg - von Keszthely bis nach Tihany - September 2022
Fahrradtour
Elberadweg (D10)
Strecke 1280 km
Start und Ziel Spindlermühle im Riesengebirge bis Cuxhaven
Fahrradtour-Highlights - Kurzbeschreibung
Elberadweg (D10) aus Tschechien kommend führt bis an die Nordsee. Der über ca. 1280 Kilometer lange Fernradweg beginnt an der Quelle in der Tschechei in Špindlerův Mlýn im Riesengebirge und führt bis zur Mündung der Elbe in die Nordsee. Er verläuft dabei durch viele deutsche Bundesländer. Der Elberadweg wurde teilweise auch als Wanderweg ausgebaut und von diesen auch zahlreich genutzt. Die Route D10 wurde schon vielfach zum beliebtesten Radfernweg Deutschlands gewählt. Elberadweg (D10) - Bad Schandau - Lutherstadt Wittenberg - Fahrradtouren - August 2020
Mauerweg - Berlin - Radfernweg - 160 km - Grenze - BRD - DDR Fahrradtour
Berliner Mauerweg
Strecke ca.164 km
Start und Ziel Rundradweg verschiedene Einstiegsmöglichkeiten
Fahrradtour-Highlights - Kurzbeschreibung
Die Berliner Mauer bestand 28 Jahre zwischen Ost- und Westberlin. Sie umschloss alle drei Sektoren des Westteils, die Besatzungsmächte der USA, des Vereinigten Königreichs und Frankreichs vollständig. Die Viersektorenstadt Berlin stand all die Jahre im Konflikt des Kalten Krieges zwischen den von den Vereinigten Staaten dominierten Westmächten und dem sogenannten Ostblock unter Führung der Sowjetunion. Die Berliner Mauer wurde 1961 errichtet und betrug ca. 168 Kilometer. Am 9. November 1989 fiel sie unter dem wachsenden Druck Freiheitsfordernden DDR-Bevölkerung. Seit 1960 galt für die DDR-Grenzsoldaten ein Schießbefehl bei ungesetzlichen Grenzüberschreitungen. Eine genaue Zahl der Todesopfer an der Berliner Mauer gibt es nicht. Der Berliner Mauerweg wurde in den Jahren 2002 bis 2006 als Rad- und Fußwanderweg in Berlin und Brandenburg angelegt. Sein Verlauf entspricht meistens dem früheren Postenweg der Grenzsoldaten oder dem auf Westberliner Seite verlaufenden Zollweg. Der Rundradweg Berliner Mauer erinnert an vielen Stellen an die Geschichte der Berliner Mauer. In drei Etappen sollte der gesamte Radweg bequem für jeden zu schaffen zu sein. Mauerweg - Berlin - Radfernweg - 160 km - Grenze - BRD - DDR - Fahrradtouren